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Ich bin ein Exakter

Ich bin ein Exakter

Pierre Grosjean (1943 – 2021)

Pierre Grosjean wirkte als Architekt in der Vorcomputerzeit. Der durch die Digitalisierung verursachte Wandels im Architektenalltag war für Pierre wie ein leises Sterben, liebte er doch das Zeichnen über alles!

Pierre Grosjean ist 1943 als ältestes von drei Kindern in Basel geboren. Später zügelt die Familie nach Solothurn; der Vater Möbelverkäufer, die Mutter Hutmodistin. Auf Anraten des Berufsberaters stellt sich Pierre bei Franz Füeg als Hochbauzeichner vor. In der Liebe fürs Zeichnen und fürs genaue Arbeiten finden sich die beiden. Füeg, der Lehrmeister, zugleich auch Redaktor der Zeitschrift Bauen + Wohnen und der Lehrling, der neben der gewissenhaften Ausbildung ab und zu auch Publikationspläne für das Heft zeichnen darf, passen gut zusammen. Die Lehrzeit (1959 – 62) hat Pierre Grosjean in frühen Jahren entscheidend geprägt. Exaktes Arbeiten, die Suche nach konsequenten, einfachen Lösungen und ein Weitblick für neue Tendenzen in der Architektur haben seinen Weg geformt. Pierre sagte mir einmal knapp, „ich habe anderes Zeug gesehen bei Franz Füeg“. Während den Lehrjahren arbeitete das Büro von Franz Füeg unter anderem am Schulhaus Kleinlützel und an der Kirche St. Pius in Meggen.

Nach der Mitarbeit bei den Solothurner Architekten Studer + Stäuble und Hans Rudolf Bader entscheidet sich Pierre Grosjean für das Architekturstudium an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Von 1966 bis 1970 weilt Pierre mit seiner jungen Familie in Ulm, die Kinder Marc und Sybille kommen zur Welt und in den Semesterferien arbeitet Pierre Grosjean in Bern bei Frank Geiser und Eduard Helfer, wohin er auch nach dem Abschluss des Studiums zurückkehrt. Eduard Helfer und später Jürg Althaus, mit dem Pierre eine Zusammenarbeit auch nach dem Austritt aus dem Büro pflegt, sind die erfahrenen Vielbauer in Bern. Sie haben die Stadtentwicklung über viele Jahre geprägt. Aus diesem Umfeld tritt Pierre Grosjean 1985 heraus und nimmt seine selbständige Tätigkeit auf. „Ort, Funktionalität, Zweckmässigkeit, räumliche Spannung, Licht und Form sind für mich wesentliche Elemente zur Lösung der gestellten Aufgabe“, so beschreibt er seine Haltung, fügt aber gleich noch an „unabhängig von modischen Strömungen und im Dialog mit der Bauherrschaft und den Benutzern.“ Dieser Nebensatz zeichnet Pierre Grosjean aus. Er war nicht nur „ein Exakter“, wie er sich gerne bezeichnete, Pierre Grosjean war auch ein Stiller, ein Zuhörer, einer der aufmerksam im Hintergrund blieb. Sein Schaffen fällt in eine Art Zwischenzeit. Beständig ist sein Wissen um Klarheit und Einfachheit, welche Pierre bei den Solothurner Lehrmeistern erfahren durfte. Neu sind die Herausforderungen nach der Oelkrise, welche neue Regeln und Begrifflichkeiten sowie eine neue architektonische Sprache verlangen. Pierre Grosjean bleibt in seiner Arbeit sachlich und immer empathisch mit den Menschen für die er arbeitet.

Für seine Frau hat er im Wallis in einem kleinen Blockbau Stadel eine kleine räumliche Perle hinterlassen. Mit Demut und Bescheidenheit schaffte Pierre Grosjean einen kontemplativen Ort, der uns darauf aufmerksam macht, dass uns Architektur mit Raumwundern beschenken kann. Hier ist ein Zeichen seiner Meisterschaft. Es erinnert uns auf Dauer an Pierre Grosjean, weil diese Arbeit weit über die Zwischenzeit hinaus Gültigkeit hat, von Hand gezeichnet, für Generationen die noch kommen. Das kann man nicht besser machen, als er es gemacht hat. Wir danken Dir sehr, Pierre!

Link zum Werk von Pierre Grosjean in Inden, Wallis hier

vorgestellt von Patrick Thurston