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werk, bauen + wohnen 11-2017

werk, bauen + wohnen 11-2017

Es lässt sich nicht behaupten, dass Architekten heute die Funktion von Bauten geringschätzen. Doch im Unterschied zur Funktion – die vom Bauherrn im Pflichtenheft, von der Politik in Gesetzen oder von Lobbygruppen in Regularien festgehalten wird – entspringt der Gebrauch nicht der Vorstellung, sondern der Realität des Gebauten. Dass sich ein Bauwerk in der Regel über seine ganze Lebenszeit der Kontrolle der Architektinnen und Architekten entzieht, relativiert deren Autorschaft. Und im Gebrauch legen die Nutzer kleine Schwächen und grosse Fehler eines Gebäudes oft schonungslos offen.
Eine Architektur des Gebrauchs ist immer eine «Architektur von unten», die man in zwei Richtungen suchen kann. Zum einen denkt die Redaktion hier an Bauten, die unmittelbar durch den Körper geformt sind – und sei es auch durch die Körper von Elefanten – zum anderen an den umgekehrten Fall: Architektur als neutrale Struktur, die für unterschiedliche Aneignungen und Interpretationen offenbleibt – als Gefäss, in das sich der Gebrauch der Menschen einschreibt. In beiden Fällen verschafft der Fokus auf den Gebrauch der Architektur eine Legitimität, die wenig mit ihrer Autonomie gemein hat.