Als zwölffaches Echo steht der Laut im Saal und lässt alles andere verstummen. Als Christian Zehnder, der künstlerische Leiter des Hauses, zu einem beherzten Johlen (Toggenburger Variante des Naturjodels) ansetzt, wird deutlich, wofür das Klanghaus Toggenburg geschaffen wurde. Gerade der zentrale Raum hat eine besondere akustische Qualität, einen starken Charakter, beschreibt Zehnder. Inspiriert von Vorbildern aus Isfahan, dienen perforierte Wände als Resonanzkörper. Einige davon lassen sich öffnen und schliessen. Sie formen den Klang wie ein Instrument. Die Eröffnung dieses lang ersehnten Baus gab Anlass, über die Wechselbeziehung von Schall und Raum nachzudenken. Mit Christian Zehnder und Astrid Staufer, der Architektin des Klanghauses, sprachen wir über den Bau selbst, aber auch über Toggenburger Traditionen, Lautsphären im Tal sowie synästhetische Raumerlebnisse (S. 6).
Akustische Wahrnehmung geschieht in einer visuell dominierten Welt nur selten bewusst. Und wenn, dann gelten Geräusche schnell als Lärm, egal ob Autoverkehr oder spielende Kinder. Oft bewegen wir uns durch Räume, deren akustische Qualität nicht der Rede wert scheint. Ihr Einfluss ist trotzdem
unausweichlich. Doch haben wir überhaupt noch ein offenes Ohr dafür? In einem persönlichen Essay (S. 16) spürt Sabine von Fischer Alltagsräumen
und -geräuschen nach und stellt die Frage, was bereichernder Klang und was störender Krach ist.
Ganz und gar auf ein gutes Hörerlebnis ausgerichtet sind die weiteren Projekte in diesem Heft. Hier formt der Raum den Klang und umgekehrt. In Basel haben Vécsey Schmid mit der Neuen Kuppel einen Bau für die Popmusik entworfen. Dessen raum- und klangbildende Geometrie unterscheidet sich nicht von Prinzipien, die schon im Barock zum Tragen kamen (S. 30). Im belgischen Gent liessen DRDH Architects den Boden eines gotischen Konzertsaals
aufwändig absenken, um bessere Raumproportionen zu erhalten. Nun klingt der sanierte Saal viel besser als vorher (S. 22). Allen in diesem Heft versammelten Projekten ist gemein, dass aus Geometrie, Material und sorgsam bearbeiteten Oberflächen Architektur entstand, die nicht nur ein Sehgenuss, sondern auch ein Hörvergnügen ist. — Christoph Ramisch, Roland Züger