BSA-Preis 2025 geht an PAV living room in Genf

Der BSA-Preis 2025 geht an Nina Guyot, Blerta Axhija und Marine Evrard für ihr Projekt PAV living room, eine im Jahr 2023 in Genf gegründete Initiative. Mit einem transdisziplinären und ortsbezogenen Ansatz verkörpert dieses Kollektiv eine neue Generation von Stadtgestalterinnen, die urbane Lebensformen neu denken. Ihre Arbeit an der Schnittstelle von Stadtplanung, Kunst und Forschung entfaltet sich in den Zwischenräumen eines sich wandelnden Stadtgebiets: dem Sektor Praille–Acacias–Vernets (PAV), der bis 2060 umfassend transformiert werden soll.

Durch Performances, Installationen und Publikationen macht sich PAV living room brachliegende Flächen und Logistikzonen als experimentelle Räume zunutze – sie verweigern sich dem Warten auf eine ferne, geplante Zukunft. Bereits die erste Ausgabe, Imaginaires en situation, aktivierte solche Orte als Bühnen kollektiver Erkundung. Kollektive wie Xenia, Danced Stances oder La Dalle zweckentfremdeten dabei Maschinen, Stadien und Tunnel, um neue urbane Erzählungen zu schaffen.

Ihr Ansatz stellt eine zentrale Frage: Wie lässt sich Stadt nicht als fertiges Ergebnis, sondern als fortlaufender Prozess begreifen? Entgegen synchron geplanter Masterpläne bevorzugen sie eine stratigraphische Lesart, die bestehende Nutzungen, spontane Urbanitätsformen und gegenwärtige Spannungen ernst nimmt. Ihre Arbeit verbindet konkrete Praxis vor Ort mit theoretischer Reflexion, unter anderem in ihrer eigenen Zeitschrift PAV living room Magazine.

Vor dem Hintergrund der diesjährigen BSA-Generalversammlung unter dem Motto „in-discipline“ ist diese Auszeichnung folgerichtig. Indem PAV living room disziplinäre Grenzen aufbricht und ein großzügiges wie kritisches Experimentierfeld eröffnet, definiert das Kollektiv den öffentlichen Raum neu und entwirft alternative Wege der Stadtgestaltung – im Hier und Jetzt.

Ihre Stärke: die Ungewissheit als Antrieb zu begreifen.