BSA-Preis

Mit dem BSA-Preis würdigt der Bund Schweizer Architekten jedes Jahr Persönlichkeiten, die sich mit der Gestaltung unserer Umwelt kritisch auseinandersetzen. Der Preis wird nicht an Architektinnen und Architekten vergeben, sondern an Personen aus «benachbarten» und «befreundeten» Disziplinen wie Publizistik, Kunst und Kultur. Die Auswahl trifft der Zentralvorstand auf Antrag der Ortsgruppe, die im laufenden Kalenderjahr die Generalversammlung organisiert. Die Würdigung erfolgt im Rahmen der Generalversammlung.

2023: La Ressourcerie

Medienmitteilung

Bild: Francisco Ragusa

Die Ressourcerie wurde im April 2021 in Freiburg gegründet mit dem Ziel, die Ressourcenverschwendung in der Baubranche zu reduzieren und die Wiederverwendung von Baumaterialien zu fördern. Der Verein besteht derzeit aus etwa aus zehn Personen, die sich mit ihren unterschiedlichen beruflichen Hintergründen und Talenten bestens ergänzen. Sie entstand als Antwort auf die Fragen, die sich zwangsläufig ergeben angesichts der enormen Abfallmengen, die beim Bauen entstehen.
Der Bund Schweizer Architektinnen und Architekten krönt mit dem diesjährigen BSA-Preis für einmal nicht eine Karriere oder eine anerkannte Persönlichkeit. Mit der Auszeichnung 2023 setzt der BSA vielmehr ein Zeichen und unterstützt in erster Linie ein Wagnis – ein Abenteuer, das so grundlegende Konzepte des traditionellen Wirtschaftssystems wie den Preis des Materials, den Wert der Arbeit, die Gewährleistung und die Normen neu verhandelt.
Die Verleihung des BSA-Preises ist auch ein wichtiges Signal, denn die Ressourcerie braucht dringend eine neue Halle mit hohen Decken; ihr Materiallager wächst und wächst. Der BSA zeigt mit dem diesjährigen Preis seine grundsätzliche Offenheit für Lösungen, egal woher sie kommen. In der Ressourcerie in Freiburg knüpft man an jahrtausendealte Praktiken an, die durch die Industrialisierung in Vergessenheit gerieten.

2022: Heinz Gérard

Medienmitteilung

Bild: Franz Rindlisbacher

Als Heinz Gérard und sein Geschäftspartner an einem Donnerstag im Dezember 1995 die Buchhandlung Alter Ego in Luzern eröffneten, prophezeiten ihr einige ein kurzes Bestehen. Doch die beiden belehrten die Skeptiker eines Besseren: Die Fachbuchhandlung mit dem anspruchsvollen Sortiment aus den Bereichen Architektur, Philosophie und Geisteswissenschaften lebt. Nun wird Heinz Gérard mit dem BSA-Preis ausgezeichnet.
Mitten in der Luzerner Altstadt, an der steilen Mariahilfgasse, betreibt Heinz Gérard seit 27 Jahren die Buchhandlung Alter Ego. Es handelt sich dabei um eine besondere Fachbuchhandlung mit den Schwerpunkten Architektur, Kunst, Design, Fotografie, Philosophie und Geisteswissenschaften. Über die Jahre wurde Alter Ego zu einem wichtigen Ort des Luzerner Kulturlebens und der Buchhändler konnte sich eine treue Stammkundschaft aufbauen.
Heinz Gérard war ursprünglich Primarlehrer, dann Banker und wurde schliesslich aus Zufall Buchhändler. Auf Reisen erwacht Gérards Interesse für Architektur. Neben der Philosophie wird sie zur zweiten Leidenschaft, denn auch in der Architektur stellen sich allenthalben Fragen nach der menschlichen Existenz.

2020/21: Ludmila Seifert

Medienmitteilung

Bild: Marion Nitsch

Die freischaffende Kunsthistorikerin Ludmila Seifert leitet seit 2010 als Geschäftsführerin den Verein Bündner Heimatschutz. Sie weist Öffentlichkeit und Behörden auf pointierte Weise auf Fälle der Gefährdung und auf den Verlust von bedeutender Bausubstanz hin und exponiert sich dabei couragiert für den Weiterbestand unseres kulturellen Erbes. Unzählige Initiativen, Stellungnahmen und Referenden gehen auf ihr Engagement zurück. Ludmila Seifert lanciert oder unterstützt in Zusammenarbeit mit Stiftungen und Bürgerinitiativen erfolgreich Projekte wie die Gestaltungsstudie zum öffentlichen Raum von Riom, für das Haus des Gesangs in Mathon, zur Rettung des Mulegnser Hotels Löwe oder für eine nachhaltige Dorfentwicklung Valendas. Mit den gleichen Zielen setzt sie sich für ein qualifiziertes zeitgenössisches Architekturschaffen und für den Architekturwettbewerb ein. Ihr ist es zu verdanken, dass auch Bündner Bauwerke der jüngsten Vergangenheit ins öffentliche Bewusstsein gerückt sind. Ihre Kampagne im Kalenderformat 52 Beste Bauten hat eine repräsentative Auswahl von Objekten zwischen 1950 und 2000 in den Fokus gestellt.
«Gutes Bauen ist nachhaltig!» Diese Überzeugung teilt der Bund Schweizer Architektinnen und Architekten BSA mit Ludmila Seifert. Er würdigt ihren grossen Beitrag für ein lebendiges Erbe und ein zukunftsfähiges Schaffen mit dem BSA-Preis 2020/21.

2019: Komitee «Westast – so nicht!»

Medienmitteilung

Der BSA-Preis des Jahres 2019 geht an das Komitee «Westast – so nicht». Damit würdigte an seiner 112. Generalversammlung in Biel der Bund Schweizer Architekten das städtebauliche Engagement einer Gruppe von Architekten, Ingenieuren und Planern, die in exemplarischer, schweizerischer Milizarbeit ein Gegenprojekt zum offiziellen erarbeiteten. Es geht um den Westast der Autobahn A5 in Biel, eine der letzten Lücken im Autobahnnetz. Die stadtfeindliche offizielle Planung beantworteten sie mit einem stadtschonenden Gegenprojekt. Dagegensein ist ehrenvoll, aber das genügt nicht. Erst die besseren Ideen bringen die Dinge in Bewegung. Mit ihrem am Städtebau orientierten Vorschlag haben die Freiwilligen von Westast so nicht erreicht, dass das schon beschlossene Projekt einer Autobahn mit zwei Anschlüssen quer durch die Stadt, sistiert und nun an einem runden Tisch nochmals zur Diskussion gestellt wird. Die Auszeichnung des Komitees Westast so nicht bekräftigt, dass die Architekten nicht nur Fachleute fürs Bauen sind, sondern auch mitbewegte Staatsbürger, die ihre fachliche Kompetenz in den Dienst der Allgemeinheit stellen. Der diesjährige BSA-Preis unterstreicht auch die Notwendigkeit, die Autobahnplanung nicht als reine Verkehrsplanung zu betrachten. Das Beispiel in Biel beweist, dass es immer auch und vor allem um Städtebau geht. Der BSA zeichnet eine Oppositionsgruppe aus, die in seinem Sinn gehandelt hat. Es ist ein Preis für den angewandten sens civique.

2018: Mario Pagliarani

Medienmitteilung (IT)

Il premio FAS quest’anno è assegnato al compositore ticinese Mario Pagliarani. La scelta vuole essere un tributo ad una personalità che, attraverso la musica come arte del tempo, va alla ricerca di nuove sintesi tra suoni e spazio, immagini, parole e luci per riscoprire in maniera inconsueta e altra il territorio in cui viviamo.
Nato a Mendrisio nel 1963, Mario Pagliarani studia composizione violoncello e musica elettronica al Conservatorio di Milano. Ha ricevuto commissioni da vari enti tra cui Pro Helvetia, Radio svizzera, Internationale Musikfestwochen di Lucerna, Orchestre de la Suisse romande, Europäischen Musikmonat (Basel), Les Amplitudes (La Chaux-de-Fonds); le sue composizioni sono eseguite in Svizzera e all’estero. Nel 2000 fonda il Teatro del tempo con cui realizza vari progetti musicali e dal 2003 pensa e realizza La Via Lattea, Pellegrinaggio fra le arti.
L’opera di Mario Pagliarani è un invito a scoprire luoghi inusuali e a guardare con occhi nuovi luoghi consueti. Il suo progetto musicale permette di rileggere e interpretare la geografia del nostro territorio, attraverso un “altro” sguardo, poetico e letterario.  
Questa mediazione culturale mostra grande sensibilità e amore per la propria terra, per i suoi piccoli e grandi monumenti: dalle chiese alle dighe, dai bunker ai ponti, dalle piazze ai prati, dai marciapiedi ai corsi d’acqua. Testimoni e protagonisti di un patrimonio passato, presente e futuro.

Bild: Katalin Deér

Der diesjährige BSA-Preis geht an den Ostschweizer Kurator Ulrich Vogt. Der Bund Schweizer Architekten zeichnet damit die vielschichtige und inspirierte Arbeit eines engagierten Architekturvermittlers aus.
An seiner Wirkungsstätte, dem Zeughaus Teufen (AR), gelingt es Ulrich Vogt immer wieder, baukulturelle Aspekte auf überraschende und unvoreingenommene Weise in eine Beziehung zu künstlerischen und gesellschaftlichen Themen zu setzen. Damit hat er das Zeughaus Teufen als einen besonderen Ort der Baukultur neu positioniert. Dank seiner kuratorischen Kompetenz ist das Zeughaus Teufen heute ein exemplarisches Beispiel für ein kleineres Zentrum für Baukultur, das sich erfolgreich in seinem ländlichen Kontext behauptet und dabei kontinuierlich an überregionaler Ausstrahlung gewinnt.
Der 51jährige Ulrich Vogt, in Güttingen (TG) geboren und aufgewachsen, ist von Beruf Landschaftsgärtner und Architekt und war bis 2011 Leiter des Werkstoffarchivs Sitterwerk in St. Gallen. Seit 2011 ist er Kurator des Zeughauses Teufen mit dem Grubenmann-Museum.

2016: Docomomo Switzerland

Medienmitteilung

Photo: Claudio Merlini

Der BSA würdigt die kulturelle Tätigkeit des Vereins docomomo Switzerland, der durch Forschung, Veranstaltungen und Publikationen, Wissen und Know-how über das moderne Architekturerbe vermittelt, damit es erhalten und weitergenutzt werden kann. Die Qualität der Arbeit, die vom Verein seit seiner Gründung vor 25 Jahren geleistet wird, findet mit diesem Ehrenpreis die Anerkennung durch Berufskollegen und eine Ermutigung für zukünftige Aktionen.
Docomomo Switzerland ist die Schweizer Sektion von Docomomo international (International committee for documentation and conservation of buildings, sites and neighbourhoods of the modern movement).
Docomomo ist eine gemeinnützige Organisation, die 1988 in den Niederlanden gegründet wurde mit dem Ziel, die Ikonen des Mouvement moderne zu erhalten. Seitdem haben sich Strategie und Ziele dieses veritablen Think Tank für das Erbe des 20. Jahrhunderts fortlaufend erweitert. Docomomo zählt heute über 70 nationale Arbeitsgruppen und richtet sich an ein grösseres Erbe, welches auch die Werke der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg einschliesst, unabhängig von ihrer programmatischen Ausrichtung

Bild: Christian Knörr

Der BSA würdigt mit dem BSA-Preis 2015 das bemerkenswerte künstlerische Schaffen von Jürg Stäuble, dessen Werk sich auf die Wahrnehmung von Raum bezieht und dadurch auch auf viele Architekten eine grosse Inspiration ausübt. Stäubles Arbeiten wurden in vielen Ausstellungen, Galerien, Museen und Kultureinrichtungen in der Schweiz und im Ausland gezeigt. Ergänzt wird das umfangreiche Werk mit zahlreichen bedeutenden künstlerischen Interventionen am Bau. Diese Arbeiten sind das Resultat einer neuen Form von der Begegnung zwischen Künstler und Architekt. Zusammen gestalten sie den Prozess vom Wettbewerb bis zur Realisierung.
Seit den 1970er Jahren hat sich Jürg Stäuble intensiv mit räumlichen Fragestellungen befasst. Er untersuchte deren geometrischen Ordnungen. Die Arbeiten bewegen sich in einem spannungsvollen Verhältnis zwischen rationaler Konstruktion und irrationaler Erscheinungsweise. Jürg Stäuble arbeitet mit formalen Prinzipien wie der Reihung, Verschiebung, Schichtung und Durchdringung. In früheren Arbeiten hat er beispielsweise Rohrzylinder oder Kegelformen sich gegenseitig durchdringen lassen. In andern Werkgruppen benutzte er die Sechseck- oder Kreisrasterstruktur als Ausgangspunkt. Diese Strukturen liess der Künstler netzwerkartig in die Fläche oder in den Raum wuchern.