Schliessen
BSA-FAS, Publikationen BSA,

werk, bauen + wohnen 10 – 2021

werk, bauen + wohnen 10 – 2021

Allez Lausanne!

Lausanne ist in Bewegung. Unter dem Motto Lausanne en 2030 will die Kantonshauptstadt um 30'000 neue Einwohnerinnen und Einwohner wachsen – im Gleichschritt mit dem dynamischen Westen. Der Bahnhof Lausanne wird bis 2031 auf doppelte Kapazität ausgebaut, und gleich nebenan wird mit dem Neubau des mudac von Aires Mateus 202 das Mu-seumsquartier fertiggestellt. Eine dritte Metrolinie und das Tram nach Renens machen den neuen Bahnhofplatz zum multimodalen Hub – doch hier zeigt sich das Dilemma einer klimagerechten Entwicklung: Die Bahnhofshalle unterbaut den Platz, doch die Politik fordert Bäume, die in künftigen Hitzesommern Schatten spenden und als Allegorie dem ehrgeizigen Plan Climat der Stadt ein Gesicht geben.

Lausanne ist Topografie: Hohe Brücken wie der Pont Bessières mit der darunterliegenden Metro M2 evozieren Grossstadt-Dynamik, doch die geltende Bauordnung – so die Kritik von Architekturschaffenden – verhindert urbane Stadträume und privilegiert stattdessen den begehrten Blick auf See und Alpen. Lausanne ist Sport: Hier steht der (neue) Hauptsitz des IOK, doch wir legen das Augenmerk auf das ebenfalls neue Stade de la Tuilière, mit dem sich der Fussballclub Lausanne-Sport ein Flaggschiff errichten liess, das auch sportliche Erfolge nach sich ziehen soll. Die Verlagerung der Sportanlagen stadteinwärts vom Stadion ermöglichte erst das Ecoquartier Plaines-du-Loup, das jetzt Gestalt annimmt und Lebens- und Arbeitsraum für 11'000 Personen auf der Hochebene von Blécherette ermöglicht.

Lausanne ist international mit der EPFL und der Uni, mit globalen Firmen und Organisationen. Doch Lausanne ist auch von lokalen Interessen geprägt. Die links-grün regierte Stadt Lausanne lebt eine ausgeprägte Kultur der Partizipation. «Keine städtebauliche Planung ohne Mitsprache der Bevölkerung, ohne Mehrwertabgabe und Gewinn für den öffentlichen Raum», lautet das Motto. So soll der Ausgleich zwischen Bestandeserhaltung, günstigem Wohnraum, Pflege der Freiräume und Grünflächen trotz der geforderten Verdichtung möglich werden. Wir wollen wissen, wie Lausanne all diese Ebenen und Ansprüche auf den Boden der Realität bringt. — Jenny Keller, Daniel Kurz