Generation Minigolf
Scheitern war nie eine Option. Trotz des offenen Ausgangs und einer gross angelegten, nicht kontrollierbaren Recherchearbeit unter Zeitdruck. Da ging es uns gleich wie den Architekturschaffenden plus/minus 35. Total selbstbewusst und vielleicht etwas naiv haben wir bei der Konzeption dieses Hefts forsch behauptet: Es wird nicht mehr nur klassisch als Architektin gearbeitet, sondern auch in artverwandten Gebieten, und es geht nicht in erster Linie darum, Autorenarchitektur zu machen. Das Handwerk wird wichtiger, Karrieren verlaufen nicht mehr geradlinig, sondern eben vernetzt, international, kreativ.
In der ganzen Schweiz besuchten wir «die Jungen» in ihren Ateliers, Studi oder Büros und fragten nach, was den Nachwuchs heute umtreibt, wer junge Architekturschaffende beeinflusst (hat), mit wem sie vernetzt sind und woran sie gerade arbeiten. Unsere Informanten liessen wir einen Kettenbrief an ihre Kontakte zukommen, diese schickten ihn wiederum weiter (manchmal blieb er liegen) – und das Schneeballsystem kam in Bewegung. Mehr als 240 Orte, Personen und Büros kamen so zusammen, und wir zeichnen hier (mit Hilfe eines Open-Source-Tools namens graphcommons) das Bild einer Generation. Persönliche Beziehungen lassen sich grafisch abbilden, doch die Dynamik, das Wissen, die Haltung und die Energie, die diese ausmachen, lassen sich nur erzählen. Die Methodik ist kollaborativ und ziemlich kreativ, was man auch den Texten ansieht – an dieser Stelle tausend Dank allen Personen, die uns bei der Recherche geholfen haben. Die Forschung ist an dieser Stelle zwar abgeschlossen, aber sie kann keine abschliessende Gültigkeit beanspruchen. Einige der neuentdeckten Nachwuchsbüros werden sich in der Rubrik JAS (Junge Architektur Schweiz) online und seit diesem Jahr auch im Heft ausführlicher präsentieren, von anderen wiederum liest man hoffentlich in zehn Jahren.
Auch mit dem Cover betreten wir Neuland: Dieses Jahr dürfen wir mit der Fotografin Corina Flühmann zusammenarbeiten, die uns mit ihren poetischen Haikus in Kurzfilmform verzaubert hat. Von diesem Titelbild gibt es zur Feier des Auftakts gleich vier Versionen. — Jenny Keller