Schliessen
BSA-FAS, Publikationen BSA,

werk, bauen + wohnen 1/2 – 2020

werk, bauen + wohnen 1/2 – 2020

Generation Minigolf

Scheitern war nie eine Option. Trotz des offenen Aus­gangs und einer gross angelegten, nicht kontrollier­baren Recherchearbeit unter Zeitdruck. Da ging es uns gleich wie den Architekturschaffenden plus/minus 35. Total selbstbewusst und vielleicht etwas naiv haben wir bei der Konzeption dieses Hefts forsch behauptet: Es wird nicht mehr nur klassisch als Architektin gearbeitet, sondern auch in artverwandten Gebieten, und es geht nicht in erster Linie darum, Autorenarchitektur zu machen. Das Handwerk wird wichtiger, Karrieren verlaufen nicht mehr geradlinig, sondern eben vernetzt, international, kreativ.
In der ganzen Schweiz besuchten wir «die Jun­gen» in ihren Ateliers, Studi oder Büros und fragten nach, was den Nachwuchs heute umtreibt, wer junge Architekturschaffende beeinflusst (hat), mit wem sie vernetzt sind und woran sie gerade arbeiten. Unsere Informanten liessen wir einen Ket­tenbrief an ihre Kontakte zukommen, diese schick­ten ihn wiederum weiter (manchmal blieb er liegen) – und das Schneeballsystem kam in Bewe­gung. Mehr als 240 Orte, Personen und Büros kamen so zusammen, und wir zeichnen hier (mit Hilfe eines Open­-Source­-Tools namens graph­commons) das Bild einer Generation. Persönliche Beziehungen lassen sich grafisch abbilden, doch die Dynamik, das Wissen, die Haltung und die Ener­gie, die diese ausmachen, lassen sich nur erzählen. Die Methodik ist kollaborativ und ziemlich kreativ, was man auch den Texten ansieht – an dieser Stelle tausend Dank allen Personen, die uns bei der Recherche geholfen haben. Die Forschung ist an dieser Stelle zwar abgeschlossen, aber sie kann keine abschliessende Gültigkeit beanspruchen. Einige der neuentdeckten Nachwuchsbüros werden sich in der Rubrik JAS (Junge Architektur Schweiz) online und seit diesem Jahr auch im Heft ausführlicher präsentieren, von anderen wiederum liest man hof­fentlich in zehn Jahren.
Auch mit dem Cover betreten wir Neuland: Dieses Jahr dürfen wir mit der Fotografin Corina Flühmann zusammenarbeiten, die uns mit ihren poetischen Haikus in Kurzfilmform verzaubert hat. Von diesem Titelbild gibt es zur Feier des Auftakts gleich vier Versionen. — Jenny Keller