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werk, bauen + wohnen 1/2–2018

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Grands Ensembles

Sie werden gehasst, gefürchtet und verachtet, von manchen auch wegen ihres kühnen Anspruchs wieder entdeckt: Grosssiedlungen der 1960er Jahre sind neu ins Blickfeld gerückt, denn manche werden gegenwärtig erneuert.
Grands Ensembles, die Strategie für den Massenwohnungsbau der Nachkriegszeit, blühten in den 1950er bis 1970er Jahren, bei ihrer Planung trafen Hoffnungen auf gesellschaftliche Erneuerung und administrative Technokratie zusammen. Seit den 1970er Jahren gerieten sie in die Kritik: Ihre Planung sei menschenfern; der abstrakte Blick von oben aufs Modell habe ihren Massstab bestimmt, und nicht die Perspektive der Bewohnerinnen und Bewohner, nicht die Ebene der Fussgänger, am wenigsten die der Kinder. Durch die einseitige Belegung mit Sozialwohnungen und den fehlenden Anschluss an die Stadt mutierten Grands Ensembles vielerorts in Europa zu Sonderwelten, eigentlichen Ghettos (siehe Vele di Scampia in: wbw 11 – 2017).
Wie ein Trauma wirken die Erfahrungen bis heute nach. Dabei fällt unter den Tisch, dass viele Grosssiedlungen, zumal in der Schweiz, durchaus mit ganzheitlichem Blick realisiert worden sind – mit Schulen, Läden, Gemeinschaftszentrum – so etwa das Tscharnergut in Bern oder das Telli in Aarau. Innen- und Aussenbild klaffen weit auseinander: Die Bewohner wissen das Wohnen in der Höhe, sogar die Anonymität zu schätzen. Grosssiedlungen sind für viele Menschen Heimat. Ihre Kritiker kennen
die «Betonmonster» dagegen meist nur von Ferne.

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